Die Rechenschaft vom Glauben ist ein Dokument, dass alle Gemeinden des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden verbindet. Baptisten haben keine dogmatischen Grundlagenschriften, aber dieses Dokument fast unsere Glaubensüberzeugungen zusammen.

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Stand: 31.5.2019

Dieses Glaubensbekenntnis ist Ausdruck und Zeugnis der Übereinstimmung der Gemeinden im Glauben. Es kann also nicht selbst Gegenstand des Glaubens oder bindendes Glaubensgesetz sein. Als zusammenfassende Auslegung der Heiligen Schrift wird es durch diese begründet und begrenzt. Es setzt das Apos­tolische Glaubensbekenntnis als gemeinsames Bekenntnis der Christenheit vo­raus und bleibt offen für die künftige Bekundung der Wahrheit. Grund und Inhalt des Bekennens ist das zentrale Geschehen der Herrschaft Gottes. Dem ent­spricht der vorwiegend berichtende Stil. Als Rechenschaft vom Glauben soll die­ses Bekenntnis der gemeindlichen Unterweisung, der theologischen Besinnung und der Verantwortung des Glaubens nach außen dienen. Als lebendige Antwort der Gemeinde auf Gottes wirksames Wort wird das Bekenntnis des Glaubens zum Lob der großen Taten Gottes.

Teil 1 – Die Aufrichtung der Gottesherrschaft

1. Gottes Offenbarung in Jesus Christus

Gott hat sich in seinem Sohn Jesus Christus offenbart und in ihm seine Herrschaft zum Heil der Menschen aufgerichtet.

Als der von Gott Gekommene hat Jesus von Nazareth Gott den Menschen und die Menschen Gott nahe gebracht: In einzigartiger Vollmacht rief er sie zurück zu dem lebendigen Gott; er befreite aus gottlosen Bindungen, vergab die Sünden, heilte Kranke und hatte Tischgemein­schaft mit Sündern. Mit seinen Worten und Taten brach die Gottesherrschaft an.

Das Werk Jesu, der auf die Erde kam, um „die Werke des Teufels zu zerstören“ (1. Joh. 3, 8), wurde vollendet in seinem Leiden und Sterben für alle Menschen. In Jesu stellvertretendem Tod für die Schuld der Menschheit aller Zeiten hat Gott sich uns erschlossen als der, der Lie­be ist.

In Jesu Auferweckung von den Toten hat Gott das Werk der Versöhnung in Kraft gesetzt und den Gekreuzigten zum gegenwärtigen Herrn erhoben. Er „ist uns von Gott gemacht zur Weis­heit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung“ (1. Kor. 1, 30). Mit seiner Auferstehung hat das Ende dieser Weltzeit begonnen. Sein Auferstehen verbürgt uns die Auferstehung aller, die an ihn glauben, zum ewigen Leben.

Als der Auferstandene ist Jesus zur Herrlichkeit des Vaters erhöht, aus der er gekommen ist. In dieser Hoheit ist er nicht nur Herr über seine Gemeinde, sondern auch über die ganze Welt. Christi Herrschaft wird von seiner Gemeinde geglaubt und verkündigt; sie wird von allen Men­schen erkannt, wenn er als Weltvollender kommt.

Gottes Heilswerk in Christus kommt zu seinem vorläufigen Ziel in der Verkündigung der Ver­söhnungsbotschaft durch seine Gemeinde. Im Dienst der Versöhnung, der in der Kraft des Heiligen Geistes geschieht, ist Christus selbst am Werk und stellt alle Welt unter den An­spruch ihres Schöpfers. Die Gemeinde, die ihn verkündigt und aus seiner Kraft lebt, wird zum Zeichen der neuen Welt Gottes.

2. Die Sünde des Menschen und seine Umkehr zu Gott

In der Begegnung mit Jesus Christus erfahren wir das Böse in uns und in gesellschaftlichen Strukturen als Sünde gegen Gott. Gottes versöhnendes und richtendes Wort deckt uns die Schuld der Menschen auf als Leugnung der Verantwortung vor Gott. Gleichgültigkeit und Trägheit, Angst und Selbstbehauptung sind Ausdruck der Trennung von Gott.

Im Bösen ist immer der Böse wirksam, der Widersacher Gottes, der Gottes gute Schöpfung verdirbt. Zugleich kommt das Böse aus dem Herzen des Menschen, der der Verführung erliegt und Gottes Gebot übertritt. Das Tun des Bösen bringt ihn unter die Herrschaft des Bösen. Deshalb ist der Mensch „tot in Übertretungen und Sünden“ (Eph. 2, 1) und dem Leben aus Gott entfremdet. Er ist den gottfeindlichen Mächten und Gewalten preisgegeben.

Die Abwendung von Gott und die Missachtung seiner Liebe führen zur Ausbeutung, Unterdrü­ckung und Entmündigung des Menschen durch den Menschen, aber auch zum verzweifelten Alleinsein des Menschen mit sich selbst. Der Mensch, der wie Gott sein will und meint, Gutes und Böses nach seinem Gutdünken bestimmen zu können, verfehlt seine Bestimmung. Er verdirbt Gottes gute Schöpfung und bedroht sie in ihrem Bestand.

Der Widerspruch gegen Gottes Herrschaft geschieht nicht nur in Worten und Taten, die mora­lisch verwerflich sind. Er kann sich ebenso in aufopferndem Eintreten für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit, für Religion, Wahrheit und Schönheit verwirklichen. Jede gute Tat kann gleich­zeitig Gott gegenüber die feinste Form der Selbstrechtfertigung und der Selbstsucht sein. Im Licht der Liebe Gottes wird das Geheimnis der Bosheit auch und gerade in den „guten“ und „frommen“ Taten der Menschen aufgedeckt, so dass niemand vor Gott im Recht ist und ohne Gnade bestehen kann.

Wer Gottes Angebot der Gnade und Vergebung ausschlägt, bleibt unter dem Zorn und Urteil Gottes, verwirkt das ewige Leben und verschließt sich in die selbst gewählte Gottesferne. Der Unglaube führt in das ewige Verderben; wer aber Gottes Urteil über seine Sünden und das Angebot der Gnade annimmt, ergreift das ewige Leben, das Christus uns erworben hat.

Gottes Gnade in Christus bewirkt die Umkehr des Menschen zu Gott. Durch den Glauben an Jesus Christus wird der Mensch vor Gott gerecht und Gottes Kind. Glaube ist keine Leistung des Menschen, sondern Annahme der Gnade Gottes. Der Glaubende erfährt die erneuernde Wirkung des Heiligen Geistes in Vergebung und Befreiung. Durch die Kraftwirkung des Heili­gen Geistes ist er wiedergeboren zu einem neuen Leben mit Gott.

3. Das neue Leben aus dem Heiligen Geist

Das Evangelium führt jeden Menschen – auch den religiösen – in die Krise. Es bedeutet Ge­richt und Neuwerdung für den, der sich dem Heil in Christus zuwendet. Der Heilige Geist be­ginnt in den Glaubenden ein neues Leben, dessen Grund und Mitte Jesus Christus selbst ist.

Das neue Leben aus dem Heiligen Geist nimmt Gestalt an, indem es den Menschen in neue Lebenskreise hineinstellt und seine alten erneuert. Es verbindet den Menschen mit Gott und seinem Volk, der Gemeinde Jesu Christi, und erneuert alle zwischenmenschlichen Beziehun­gen. Das neue Leben äußert sich im Hören auf Gottes Wort, im Gebet und im Tun des Willens Gottes.

Das neue Leben ist Gottes Geschenk, das in Hingabe und Heiligung bewahrt werden will. Es erspart uns nicht Anfechtungen und Versuchungen, Leiden und Bedrängnis, Zweifel und Be­gierden, gibt uns aber die Kraft, in ihnen zu bestehen und unseren Glauben an Jesus Christus zu bewähren. Selbst Fehlentscheidungen und Versagen, Irrtümer und Niederlagen können uns nicht von Christus trennen, der uns die Treue hält und Schuld vergibt. Der Heilige Geist ist uns als Fürsprecher und Beistand verheißen, und durch das Wort der Heiligen Schrift spricht Gott in unser Leben hinein. Bibellesen, gegenseitige brüderliche Beratung und Gebet wollen uns Orientierungshilfe auf dem Wege der Nachfolge Christi geben. Der Christ ist mit der Ge­meinde Jesu Christi unterwegs zur Vollendung der Gottesherrschaft und lebt schon heute und hier in der Freiheit der Kinder Gottes, zu der ihn sein Herr befreit hat. Die Freude am Herrn ist seine Stärke.

4. Gottes Schöpfung

Im Glauben an Jesus Christus erkennen wir, dass Gott die Welt durch sein Wort aus dem Nichts erschaffen hat. Dem uranfänglichen Schaffen Gottes entspricht seine Schöpfermacht heute, von der das Dasein eines jeden Menschen Zeugnis ablegt. Diese unsere Welt ist nicht aus sich selbst entstanden, sondern hat ihren Ursprung und ihr Ziel in der Güte Gottes, der sein Leben seiner Kreatur mitteilt, weil er nicht für sich bleiben, sondern mit den Menschen als seinen Geschöpfen Gemeinschaft haben will.

Gott erhält die Welt trotz der Sünde der Menschen auf ihre Erlösung hin. Mitten in der noch nicht erlösten Welt erlebt die christliche Gemeinde, wie Christus an ihr die Erneuerung der gefallenen Schöpfung anfängt. Als Kinder Gottes erfahren die Christen an sich selbst, wie Gott das Schicksal des Todes und der Nichtigkeit, das über der Welt liegt, aufzuheben beginnt, indem er ihnen durch den Heiligen Geist Freiheit und Gerechtigkeit, Frieden und Freude schenkt. Mit der ganzen Schöpfung sehnen sie sich nach der vollkommenen Erlösung, die ihnen verheißen ist.

Als der Herr der Geschichte ist Gott Herr aller Menschen und Völker, Zeiten und Generatio­nen. Er hat den Menschen den Kulturbefehl gegeben: Machet euch die Erde untertan und herrschet über sie! Gottes Wille und Wort verleiht dem Menschen seine Würde und macht ihn zum Träger unveräußerlicher Menschenrechte.

Jesus Christus ist Herr auch über die gefallene Welt und lässt die an ihn Glaubenden den Sturz ihrer offenbaren und geheimen Götter erkennen. Durch ihn erhält die Welt ihre Güte als Schöpfung Gottes zurück. Deshalb nehmen Christen ihre Verantwortung für Bestand und Schutz der Schöpfung ernst.

Die christliche Gemeinde erkennt Gott als den Schöpfer und Erhalter auch der Strukturen der Schöpfung, in denen zu leben wir als Christen berufen sind. Gott schuf den Menschen in sei­ner Mitmenschlichkeit. In Ehe und Familie, Gesellschaft und Staat gibt er ihm Raum zum ge­meinschaftlichen Leben.

5. Das Volk Israel und die Gemeinde Jesu Christi

Im Glauben an Jesus Christus, den Gott zu seiner Zeit aus Israel hervorgehen ließ, erkennen wir Israel als Gottes auserwähltes Volk. Gott hat seine Schöpfermacht und sein Herr-Sein über alle Völker in der Erwählung und Berufung dieses einen Volkes in einzigartiger Weise erwiesen. Seine Liebe zu allen Völkern führte zum Bund mit diesem besonderen Volk. In ihm will Gott alle Völker segnen und es zum Licht der Völker setzen. Die Erwählung und Berufung Israels durch Gott ist auch durch Untreue und Ungehorsam dieses Volkes nicht hinfällig geworden. Darin, dass Gott das Volk der Juden bis in unsere Gegenwart erhalten hat, erblicken wir ein Zeichen der Treue und Barmherzigkeit Gottes. Das Geheimnis dieses Volkes ist und bleibt seine Erwählung und Errettung durch Gott.

Gott hat seinen Bund mit Israel nicht aufgekündigt, als er durch Jesus Christus einen neuen Bund gestiftet und darin seine Herrschaft der Gnade für alle Menschen aufgerichtet hat. Daher erkennen wir in Jesus Christus den Messias Israels wie den Heiland der Welt. In ihm gilt das Heil den Juden wie den anderen Völkern.

Die Gemeinde Jesu hat in Jesus Christus Anteil an den Verheißungen Gottes, die er zuerst Israel gegeben hat. In Christus werden alle Menschen einbezogen in Gottes Heil, indem aus Juden und den anderen Völkern das Gottesvolk des neuen Bundes berufen und gesammelt wird. Die Israel verheißene endzeitliche Gottesherrschaft ist in Jesus Christus bereits ange­brochen, aber noch nicht vollendet. Die Gemeinde Jesu Christi erwartet gemeinsam mit dem Volk Israel ihre volle Verwirklichung.

6. Gottes Wort – die Bibel

Jesus Christus ist Gottes Wort in Person an uns Menschen. In seinem Leben und Werk hat sich Gott zum Heil der Menschen umfassend und vollgültig offenbart. Der auferstandene und erhöhte Christus wird uns gegenwärtig in der Kraft des Heiligen Geistes. Er macht die Ver­kündigung des Evangeliums, die durch Menschen geschieht, für uns zum Wort Gottes.

Im Neuen Testament hören wir die ersten Zeugen von Jesus Christus. In ihrem Zeugnis grün­det die christliche Gemeinde. Es kann durch keine nachfolgende christliche Verkündigung und Lehre ergänzt und überboten werden. Die Verfasser des Neuen Testaments haben unter der Leitung des Heiligen Geistes Zeugnis abgelegt von dem in Christus erschienenen Heil Gottes. Darin besteht die Autorität und Normativität des Neuen Testaments für Leben und Lehre der Gemeinde. Es ist das geschriebene Wort Gottes.

Das Alte Testament bezeugt uns Gottes Geschichte mit seinem Volk Israel und Gottes Willen für alle Menschen. Die christliche Gemeinde versteht es von der Gottesoffenbarung in Chris­tus her und auf sie hin, denn Christus ist des Gesetzes Ziel und Ende. Das Neue Testament bezeugt uns Gottes Heilshandeln in Christus für alle Menschen und die Ausgießung des Heili­gen Geistes. Das Evangelium vom gekreuzigten, auferstandenen und kommenden Herrn Je­sus Christus ist die Mitte des Neuen Testaments und damit der ganzen Heiligen Schrift.

Die Bibel ist Gottes Wort in Menschenmund. Deshalb tragen ihre Bücher die Kennzeichen der Zeiten, in denen sie entstanden sind. Ihre Sprachen, ihre Denkweisen und ihre literarischen Formen sind den Orten und Zeiten verhaftet, aus denen sie stammen. Deshalb ist der christli­chen Gemeinde und ihrer Theologie im Hören auf Gottes Wort auch das geschichtliche Ver­ständnis der Heiligen Schrift aufgetragen. Geschichtliche Deutung der Schrift rechnet mit der Wirksamkeit des Heiligen Geistes, wie bei der Entstehung so auch bei der Auslegung der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments. Die Bibel lebt, denn Gott redet durch sie.

Teil 2 – Das Leben unter der Gottesherrschaft

I. Die Gemeinde Jesu Christi

1. Sammlung und Sendung der Gemeinde

Gott, der sich in seinem Sohn Jesus Christus offenbart und seine Herrschaft zum Heil der Menschen aufgerichtet hat, beruft die Menschen zu einem Leben unter dieser Herrschaft. Alle, die an Jesus Christus glauben, sind aus dem Machtbereich der Finsternis in das Reich Christi versetzt worden. Christus sammelt sie zu seiner Gemeinde in gemeinsamem Leben, Zeugnis und Dienst. Der Heilige Geist macht sie willig, gemäß der Versöhnung Gottes zu leben. Weil Christus uns zuerst geliebt hat und liebt, gehören wir zur Familie Gottes als Brüder und Schwestern. Wie Christus uns angenommen hat, so nehmen wir uns selbst an und die, die Christus mit uns zum Glauben berufen hat. Wie Christus uns die Sünden vergeben hat und vergibt, so vergeben wir unserem Nächsten.

Auf die Versöhnungstat Gottes antwortet die Gemeinde Jesu Christi in Lobpreis und Anbe­tung. In Beugung vor Gott bekennt sie ihre Schuld und empfängt Vergebung und Vollmacht zu ihrer Sendung. In Evangelisation und Diakonie bezeugt die christliche Gemeinde das Heil Gottes allen Menschen. In Bitte und Fürbitte tritt sie priesterlich ein für alle Menschen und Völker. Wie Gott seinen Sohn in die Welt sandte, so sendet Jesus Christus heute seine Ge­meinde in die Welt. Allen Gliedern der Gemeinde Jesu Christi gilt der Auftrag ihres Herrn: „Predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!“ (Markus 16, 15).

2. Verkündigung und Unterweisung

Die Sendung der Gemeinde in die Welt findet ihre Zuspitzung in der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus an alle Menschen und in der biblischen Unterweisung ihrer Glieder und der Kinder.

In den Versammlungen der christlichen Gemeinde richtet Jesus Christus seine Herrschaft auf, indem er seinen Jüngern sein Wort gibt, seine Vergebung zuspricht, seine Liebe zuwendet und ihnen den Heiligen Geist schenkt. Im Gottesdienst verpflichtet Jesus Christus die Seinen zur Nachfolge und zum Gehorsam, zum Glauben und zum Dienst, zur Liebe und zur Hoff­nung. Im Gottesdienst ruft Jesus Christus Menschen, die noch keine Christen sind, zur Ent­scheidung des Glaubens und zur Hingabe ihres Lebens an Gottes Herrschaft.

Aufgabe der christlichen Unterweisung ist die Einübung der Gemeindeglieder in den Gehor­sam des Glaubens und ihre Zurüstung zu einem verantwortlichen Leben. In ihrem Mittelpunkt stehen das Studium der Bibel und die Übersetzung des Evangeliums für unsere Zeit und Welt. Die Unterweisung der Kinder und Jugendlichen ist eine besondere Aufgabe der christlichen Gemeinde, die vor ihrem Herrn die Verantwortung dafür trägt, dass die junge Generation zum Glauben an Jesus Christus und zum Leben in seiner Nachfolge ermutigt wird.

3. Glaube und Taufe

Gott bietet allen, die das Evangelium von Jesus Christus hören, darin seine Gnade an: Jeder, der sich in Buße und Glauben zu Gott hinwendet, empfängt Vergebung seiner Schuld und ewiges Leben. Gott erwartet von jedem die Antwort des Glaubens, zu der er ihn durch seinen Geist befähigt. Wer Christ wird, wendet sich von allem Bösen ab, bekennt fortan Jesus Chris­tus als seinen Herrn und erklärt sich bereit, als Glied der Gemeinde ein verbindliches Leben in der Nachfolge Jesu Christi zu führen.

Jesus Christus hat seine Gemeinde beauftragt, die an ihn Glaubenden zu taufen. Die Taufe bezeugt die Umkehr des Menschen zu Gott. Deshalb sind nur solche Menschen zu taufen, die aufgrund ihres Glaubens die Taufe für sich selbst begehren. Die Taufe auf das Bekenntnis des Glaubens hin wird nur einmal empfangen. Nach der im Neuen Testament bezeugten Pra­xis wird der Täufling in Wasser untergetaucht. Die Taufe geschieht auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes: Der Täufling wird so der Herrschaft Gottes unter­stellt.

Durch den Vollzug der Taufe wird dem Täufling bestätigt, was ihm das Evangelium zusagt und wozu er sich vor Gott und Menschen bekennt: Jesus Christus ist auch für mich gestorben und auferstanden. Mein altes Leben unter der Herrschaft der Sünde ist begraben, durch Christus ist mir neues Leben geschenkt. Gott gibt mir Anteil an der Wirkung des Todes Jesu Christi. Er lässt auch die Kraft seiner Auferstehung an mir wirksam werden, schon jetzt durch die Gabe des Heiligen Geistes und einst durch die Auferweckung zum ewigen Leben.

Mit der Taufe lässt sich der glaubende Mensch als Glied am Leib Christi zugleich in die Ge­meinschaft einer Ortsgemeinde eingliedern. Dort erkennt er seine geistlichen Gaben und Auf­gaben und übt sie zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen aus, dort erfährt und gewährt er Hilfe und Korrektur.

4. Das Abendmahl

Jesus Christus hat als der Herr seiner Gemeinde das Abendmahl eingesetzt als die Handlung, in der die Seinen sich mit Freuden an seinem Tisch versammeln, um in seinem Namen unter­einander Brot und Kelch zu teilen, und als Zeichen dafür, dass er sich selbst seinen Jüngern schenkt.

In der Mahlfeier erleben wir die heilbringende Nähe und Gemeinschaft Jesu Christi, indem wir uns an sein Leiden und Sterben für uns erinnern. Erneut erfahren wir unsere Annahme durch den gekreuzigten und auferstandenen Christus. Im Abendmahl erleben wir die Gemeinschaft mit allen Brüdern und Schwestern, die Gott mit uns zum Glauben berufen hat. Wir feiern die Versöhnung mit Gott und die Versöhnung untereinander in Anbetung und mit Danksagung und Fürbitte.

Wir feiern das Mahl des Herrn in der Vorfreude auf die Wiederkunft Jesu Christi und die Voll­endung seiner Herrschaft, indem wir des Herrn Tod verkündigen, bis er kommt. Vom Tisch des Herrn lassen wir uns gestärkt und mit Glaubensmut erfüllt senden zu einem Leben mit Christus in Nachfolge, Zeugnis und Dienst.

5. Geistesgaben, Dienste und Ordnungen

In der Erfahrung der Gnade Gottes werden den Gliedern der Gemeinde Jesu Christi Gnaden­gaben geschenkt, die der Auferbauung des Leibes Christi dienen. Der Heilige Geist gibt in der Gemeinde insbesondere Gaben der Verkündigung und Lehre, der Liebe und Fürsorge, der Leitung und der aktuellen Weisung. So befähigt der Heilige Geist das Volk Gottes auf seinem Weg durch die Zeiten, seine Sendung zu erfüllen. Es gibt kein unbegabtes Glied am Leib Christi. Alle Geistesgaben sind dazu verliehen, in Frieden und Ordnung, in Zusammenarbeit und gegenseitiger Achtung unser Leben unter Gottes guter Herrschaft zu gestalten. Das all­gemeine Priestertum aller Gläubigen ist die der christlichen Gemeinde von ihrem Herrn gege­bene Grundstruktur.

Die christliche Gemeinde beruft geeignete Männer und Frauen, deren besondere Begabung durch den Heiligen Geist und Berufung durch Gott sie erkennt, in spezielle Dienste und bildet sie dazu aus. Insbesondere ordnet sie die Dienste der Verkündigung, Unterweisung, Seelsor­ge, Diakonie und Leitung. Geistesgaben und Ämter dienen in gleicher Weise der Sammlung und Sendung der Gemeinde Jesu Christi.

Jede Ortsgemeinde versteht sich als Manifestation des einen Leibes Christi und ordnet ihr Leben und ihren Dienst selbst. Untereinander sind die Ortsgemeinden verbunden nicht zuerst durch organisatorische Zusammenschlüsse, sondern durch den einen Herrn und den einen Geist. Die Gemeinden stärken sich aber gegenseitig durch Gemeinschaft im Glauben und Voneinander-Lernen, durch Fürbitte und gegenseitige Hilfe. Ordnung der Gemeinde und Ver­fassung des Gemeindebundes, Verwaltung und Finanzwesen, Einrichtungen und Werke sind nicht Selbstzweck, sondern Instrumente der Sendung der Gemeinde in dieser Welt.

6. Seelsorge und Gemeindezucht

Der ganzen Gemeinde ist die Seelsorge an ihren Gliedern anvertraut. Ziel der Seelsorge ist es, alle Glieder der Gemeinde zu einem Leben in der Nachfolge Jesu Christi und in der Hin­gabe an Gott zu ermuntern und zu befähigen. Zurechtweisung und Tröstung, Sündenbekennt­nis und Zuspruch der Vergebung dienen diesem Ziel ebenso wie das Teilhaben an Freuden und Ängsten, Leiden und Versuchungen, Anfechtungen und Notsituationen des Nächsten. Hier gilt: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal. 6, 2).

Ist in einem Gemeindeglied der Glaube an Jesus Christus erloschen und die Liebe zu Gott und dem Nächsten erkaltet und bleiben alle seelsorgerischen Bemühungen, es zu Christus und seiner Gemeinde zurückzuführen, fruchtlos, so wird die Gemeinde seinen Ausschluss aus ihrer Gemeinschaft vollziehen. Bei wissentlicher und willentlicher Verfehlung und Sünde ge­gen Gottes offenbaren Willen und dem Verharren darin kann die Gemeinde nur noch zu die­sem Mittel der Gemeindezucht greifen. Sie wird dies tun in der Beugung darüber, nicht fest genug geglaubt und nicht innig genug geliebt zu haben, und in der Hoffnung, dass das von der Gemeindezucht betroffene Gemeindeglied bei Gott erneut Gnade findet und in die Gemein­schaft der Gemeinde zurückkehrt.

7. Der eine Leib Christi und die getrennten Kirchen

Die Gemeinschaft der Gemeinde erfährt der Christ vornehmlich in der örtlichen Versammlung der Glaubenden. In ihr wird die eine Taufe auf das Bekenntnis des Glaubens hin vollzogen und das eine Brot, von dem einen Herrn gestiftet, gebrochen und geteilt. Deshalb versteht sich die Ortsgemeinde als die Manifestation des einen Leibes Jesu Christi, durchdrungen von dem einen Geist und erfüllt mit der einen Hoffnung.

Der eine Geist schenkt viele Gaben, die sich in den Ortsgemeinden, aber auch in den vonei­nander getrennten Kirchen in gegenseitig bereichernder Vielfalt auswirken können. Jesus Christus baut seine Gemeinde in den verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften. Doch kann es trotz der Verschiedenheiten und trotz Irrtum und Schuld auf allen Seiten nicht der Wille Gottes sein, dass konfessionelle Schranken die sichtbare Gemeinschaft aller Glaubenden und damit ihr glaubwürdiges Zeugnis vor aller Welt verhindern. Deshalb beten wir mit den Christen der ganzen Erde um Erneuerung aller Gemeinden und Kirchen, dass mehr gegenseitige An­erkennung möglich werde und Gott uns zu der Einheit führe, die er will. Schon heute ist es nicht nur Aufgabe einzelner Christen aus verschiedenen Kirchen, sondern dieser Kirchen selbst, aus der Trennung heraus mögliche Schritte aufeinander hin zu tun, vorhandene Vorur­teile abzubauen und Einwände gewissenhaft zu formulieren und zu vertreten, voneinander zu lernen, füreinander zu beten und gemeinsam Christus zu verherrlichen in Zeugnis und Dienst.

Teil 2 – Das Leben unter der Gottesherrschaft

II. Die Christen in der Welt

1. Verantwortung des Glaubens in der Situation der Diaspora

Nach dem Willen Gottes ist die christliche Gemeinde Salz der Erde und Licht der Welt. Sie erstrebt keine Herrschaft in der Gesellschaft oder über die Gesellschaft, sondern ist zum Got­tesdienst im Alltag dieser Welt und damit zur Gestaltung mitmenschlichen Lebens aus der Kraft des Heiligen Geistes berufen und befähigt. Die Gemeinde in ihrer Gesamtheit wie auch jedes ihrer Glieder sind zur Verantwortung des Glaubens bereit. Sie bringen Gott und seine Gerechtigkeit zur Sprache, und an ihrem brüderlichen Leben kann Gottes gute Herrschaft erkannt werden.

Als Christen leben wir in der Zerstreuung unter denen, die nicht glauben. In dieser Minder- heits- und Missionssituation wissen wir uns in Arbeit und Freizeit, in Familie und Gesellschaft berufen, Gott an allen Menschen zu dienen. Weil Christen sich freuen, von Gott angenommen und zu Mitarbeitern berufen zu sein, leben sie ihren Glauben im persönlichen Christuszeugnis von Mensch zu Mensch, im Erweis der Solidarität mit den leidenden Menschen, in Taten per­sönlicher Hilfeleistung und damit in der Befolgung des Gebots der Nächstenliebe. Für die Wahrheit Jesu Christi einzutreten, schließt auch die Bereitschaft ein, Benachteiligung und Verfolgung auf sich zu nehmen.

2. Berufen zur Versöhnung

Weil wir von der Versöhnung mit Gott herkommen, sind wir berufen, der Versöhnung auch zwischen den Menschen zu dienen. In diesem Geiste leisten Christen ihren Beitrag zur Ver­ständigung zwischen den Generationen, sozialen und politischen Gruppen, Parteien, Klassen, Rassen und Völkern. Sie setzen sich ein für den Abbau jeglicher Diskriminierung von Men­schen durch Menschen und wirken für den Frieden in der Welt. Die Berufung der Christen hat sich gerade dann zu bewähren, wenn für sie in Sachfragen ein entschlossenes Nein notwen­dig wird. Versöhnungsbereitschaft wirkt zum Ausgleich, bedeutet aber nicht Kapitulation vor den Konflikten oder Verdrängung der sachlichen Probleme.

Weil wir von der Rechtfertigung des Gottlosen durch Gott herkommen, sind wir berufen, der Gerechtigkeit unter den Menschen zu dienen. Da Christen in der Freiheit leben, zu der sie Christus befreit hat, wenden sie sich gegen jede Form der Abhängigkeit, die die Menschen­würde zerstört. Sie unterstützen im Geiste Jesu entsprechende Bemühungen, Menschen von wirtschaftlicher, sozialer und rassischer Unterdrückung zu befreien. Demgemäß treten sie ein für die Grundfreiheiten des Menschen, insbesondere für Glaubens- und Gewissensfreiheit.

3. Ehe und Familie

Mann und Frau sind nach dem Willen Gottes berufen, in Liebe und Treue in der Ehe lebens­lang verbunden zu sein und ihr Leben gemeinsam zu gestalten. Die Ehe stellt grundlegend und beispielhaft Gottes Willen zur Ordnung des mitmenschlichen Lebens dar. Einer achtet den anderen höher als sich selbst und nimmt ihn an, wie Christus ihn angenommen hat.

Leiblichkeit und Geschlechtlichkeit sind dem Menschen, der mit Gott versöhnt ist, gute Gaben aus der Hand des Schöpfers. In der Liebe zu seinem Partner wird er sie in der Verantwortung vor Gott gebrauchen. Mann und Frau, in der Ehe verbunden, werden von Gott gewürdigt, Mit­schöpfer neuen Lebens zu sein, in Liebe und Fürsorge für ihre Kinder da zu sein, sie vor Gott zu erziehen, ihre Gaben zu entfalten und sie zum Glauben an Jesus Christus anzuleiten.

Auch in der Ehelosigkeit kann der Christ Führung und Chance Gottes entdecken und anneh­men. Beide Gaben, Ehe und Ehelosigkeit werden den Christen gegeben, um ihr mitmenschli­ches Leben nach dem Willen Gottes zu gestalten und es in den Dienst der Herrschaft Gottes zu stellen. Dementsprechend werden Christen ihr Leben nach dem Vorbild des Neuen Testa­ments in Häusern führen, die offen und gastfrei sind, Orte gemeinsamen Lebens in Gespräch und Feier, Arbeit und Gebet, Fürsorge und Tröstung.

Schrankenloser Gebrauch der Geschlechtlichkeit ist Zeichen der Entfremdung des Menschen von Gott, von sich selbst und von seinem Mitmenschen. Christen werden einer Vergötzung der Geschlechtlichkeit nicht Vorschub leisten, sondern ein Beispiel dafür geben, wie die Frei­heit der Kinder Gottes in einem neuen Leben Gestalt gewinnt.

4. Die Christen in Gesellschaft und Staat

Mitmenschliches Leben findet nach Gottes Willen in der Geschichte dieser Welt seine Form in gesellschaftlichen Strukturen und staatlicher Ordnungen. Zur Wahrung dieser Ordnungen bedarf es des Rechts und der Machtmittel des Staates, aber auch der Fürbitte und Danksa­gung der Gemeinde. Christen sind bereit, Verantwortung für die Wohlfahrt ihrer Mitmenschen zu übernehmen und die gesellschaftlichen und staatlichen Ordnungen menschenwürdig mit­zugestalten. Christen und christliche Gemeinden werden in jedem gesellschaftlichen und staatlichen System Wege suchen, ihre Sendung zu bewähren.

Gesellschaftliche und staatliche Ordnung darf nicht verwechselt und vermischt werden mit dem Reich Gottes und der Gemeinde Jesu Christi und kann diese niemals ersetzen. Darum treten wir ein für die Trennung von Staat und Kirche. Gesellschaftliche und staatliche Ordnung stellt ein Mandat Gottes für diese Welt dar. Ihr Anspruch ist begrenzt: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ (Matth. 22, 21). Es entspricht nicht dem Willen Gottes, dass Gesellschaft und Staat den Menschen in seiner Ganzheit beanspruchen und ihm keinen Raum zum Leben unter der Gottesherrschaft und in der christlichen Gemeinde lassen. Im Konfliktfall gilt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 5, 29).

Gegenüber allen Gesellschafts- und Staatstheorien mit ihren menschlichen Entwürfen einer machbaren Zukunft bezeugen die Christen Gottes Verheißung einer neuen Schöpfung und bekennen Gottes Herrschaft als die Zukunft der Welt.

Teil 3 – Die Vollendung der Gottesherrschaft

1. Die Zukunft des gekommenen Christus

Jesus Christus, der gekreuzigte und von den Toten auferstandene und zur Rechten Gottes erhöhte Herr seiner Gemeinde und seiner Welt, wird an dem Tag, den allein Gott bestimmt, in Herrlichkeit als der Vollender des Reiches Gottes und als der Richter aller Menschen erschei­nen. Der wiederkommende Christus ist die Zukunft unserer Welt und zugleich die unüber­schreitbare Grenze ihres menschenmöglichen Fortschritts wie auch das Ende der Geschichte menschlichen Scheiterns.

Die Erscheinung Jesu Christi in Herrlichkeit wird den Glauben und den Unglauben der Men­schen in Schauen verwandeln. Derselbe Herr, der schon heute über Gemeinde und Welt herrscht, wird seine verborgene Herrschaft vor allen Menschen sichtbar machen. Die Wieder­kunft Christi wird der Zeit der Verkündigung des Evangeliums ein Ende setzen. Der letzte Tag unserer Weltzeit wird zugleich der erste Tag der neuen Schöpfung Gottes sein.

Angesichts dieser Hoffnung bekennen wir als christliche Gemeinde um so gewisser, dass uns schon jetzt das ewige Leben zugesagt ist, und dass derselbe Geist, der heute neues Leben schafft, unseren sterblichen Leib verwandeln wird. Wir bekennen, dass keine Todesmacht uns von der Liebe Gottes zu trennen vermag, und dass der Sterbende in die bergenden Hände des Gottes fällt, der unsern Herrn Jesus Christus auferweckt hat.

Die Wiederkunft Jesu Christi wird den Sturz aller widergöttlichen Gewalten herbeiführen und die heute noch glaubende und wartende, leidende und versagende christliche Gemeinde aus aller Anfechtung und Versuchung in die Vollendung der Gottesherrschaft führen. Die Vernich­tung des Bösen und des Todes wird das Ziel Gottes mit seiner gefallenen Schöpfung vor aller Augen enthüllen: die endgültige Erlösung des Volkes Gottes und die Heimholung der Schöp­fung in den Frieden Gottes.

Angesichts dieser Hoffnung bekennt die christliche Gemeinde ihren Herrn als die Zukunft der Welt. In der Kraft dieser Hoffnung wirkt sie hin auf die Erneuerung der Menschen durch die Gnade Gottes, die im Evangelium verkündigt wird, und durch den Glauben, der in der Liebe tätig ist.

2. Das Gericht des kommenden Christus

Mit dem Erscheinen Jesu Christi erwarten wir die Auferstehung der Toten als den endgültigen Erweis der Schöpfer- und Erlösermacht Gottes. Die Auferstehung der Toten bedeutet aber auch, dass wir vor das Angesicht unseres Richters gestellt werden, „damit jeder seinen Lohn empfängt für das, was er bei Lebzeiten getan hat, es sei gut oder böse“ (2. Kor. 5, 10).

Als der Richter bekräftigt Christus das Evangelium. Er deckt auf, ob die Werke der Menschen aus Gott oder aus eigener Kraft getan wurden. Der Glaube, der auf das Evangelium geantwor­tet hat, wird von Christus anerkannt. Was jetzt in der Vollmacht des auferstandenen Christus und des Heiligen Geistes geschieht, aller Zuspruch der Vergebung wie auch alles Binden und Behalten der Sünden, wird dann von Christus als dem Richter öffentlich bestätigt werden. Alle selbst geschaffene Gerechtigkeit und alle eigenmächtige Trennung des Menschen von Gott werden im Gericht an den Tag kommen, aus der neuen Schöpfung ausschließen und in die Geschiedenheit von Gott enden. Gott achtet die Freiheit seines Geschöpfes, indem er den Unglauben bei seiner selbst gewählten Wirklichkeit behaftet. Wer Gottes Liebe verwirft, den wird Gott verwerfen.

Wir preisen die Liebe des in seiner Gnade und Barmherzigkeit freien Gottes, dessen Wille nicht der Tod, sondern die Bekehrung des Sünders ist, dessen Ziel die Erlösung und nicht die Verwerfung des Menschen ist, dessen Absicht nicht das Unheil, sondern das Heil der Welt ist.

3. Gottes neue Welt

Gottes Ziel mit Welt und Menschheit ist ewiges Leben in einer neuen Schöpfung. Gottes Wille richtet sich auf den neuen Menschen, der endgültig zu seiner Bestimmung gelangen wird, aus Gott und für Gott zu leben, und auf das neue Volk Gottes, das endgültig zum wahren Gottes­dienst befreit werden wird. Gott will in Ewigkeit ihr Gott sein, und sie sollen in Ewigkeit sein Volk sein.

So gewiss der christlichen Gemeinde diese Zukunft verheißen ist, so wenig ist sie imstande, die Vision des neuen Himmels und der neuen Erde angemessen zu erfassen und zur Sprache zu bringen. Sie nimmt die biblischen Gleichnisse und Bilder von der paradiesischen Erde, von der himmlischen Stadt, von des Vaters Haus und vom neuen Abendmahl als Zeichen und Unterpfand der verheißenen Herrlichkeit, in der Gottes Herrschaft zur Vollendung kommen wird. Gottes neue Schöpfung wird die Welt auferstandener, verwandelter und verklärter Leib­lichkeit sein. In ihr werden Tod und Tränen, Hunger und Leid, Ungerechtigkeit und Sünde, Einsamkeit und Gottverlassenheit nicht mehr sein, sondern in Ewigkeit Freude und Friede, Gerechtigkeit und Glückseligkeit, Anbetung und Schauen Gottes. In der neuen Welt Gottes wird die Kreatur Glück und Erfüllung finden. Die vollkommene Erlösung der Kreatur wird zu­gleich der endgültige Sieg der Ehre und Herrlichkeit Gottes sein.

Diese „Rechenschaft vom Glauben“ wurde als gemeinsames deutschsprachiges Glaubensbe­kenntnis in den Jahren 1974 – 1977 von einer internationalen Kommission erarbeitet, der Mit­glieder aus dem Bund der Baptistengemeinden in Österreich, dem Bund der Baptistenge­meinden in der Schweiz, dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR und dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland ange­hörten.

Die „Rechenschaft vom Glauben“ wurde vom Bundesrat des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland am 21.5.1977 in Nürnberg und vom Bundesrat des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR am 3.6.1978 in Berlin-Weißensee entgegengenommen und den Gemeinden zum Gebrauch empfohlen. Die in der vorliegende Ausgabe enthaltene Fassung des Artikels 2 I 3 („Glaube und Taufe“) wurde vom Bundesrat des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland am 26.5.1995 in Bochum anstelle der in den Ausgaben von 1977 bzw. 1978 nicht einheitlichen Fassungen dieses Artikels entgegengenommen und als Bestandteil der „Rechenschaft vom Glauben“ den Gemeinden zum Gebrauch empfohlen, bis weiterreichende gemeinsame Erkenntnisse gewonnen sind. Der Bundesrat 2019 hat am 31.05.2019 in Kassel die Änderung des Abschnitts 5 im Teil 1 beschlossen.