Frieden, der nach außen dringt

Es wird von einem kleinen Engel erzählt. Der durfte das erste Mal im himmlischen Chor der Engel mitsingen. Der Engel Gabriel hatte die Chorprobe angesetzt. Für den großen Auftritt in Bethlehem wurde geprobt. „Herrlichkeit ist bei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen des Wohlgefallens.“ Der kleine Engel sang mit, hatte aber so seine Zweifel an dem, was er da singen sollte. Schließlich hielt er das nicht mehr aus, unterbrach die Probe und sagte: „Was singen wir denn hier? Frieden hat es doch niemals auf der Erde gegeben. Wie kann es denn jemals Frieden geben?“ Daraufhin sprach der Engel Gabriel: „Wirst schon sehen. Gott will es so. Wir singen weiter.“

Was hier als kleine weihnachtliche Anekdote rüberkommt, das hat eine große Wirkungsgeschichte. Schon seit Grundlegung dieser Welt gab es immer wieder Unfrieden unter den Menschen. Die Geschichte ist voll von Auseinandersetzungen aller Art. Den Menschen ist es nie dauerhaft gelungen, in Frieden zu leben. Wohl sehnt sich jeder Mensch nach Frieden. Aber immer wieder scheitern wir. Menschen mühen sich um Frieden. Aber die Bilanz des Gelingens ist erschütternd schlecht. Meist werden äußere Umstände als Auslöser für den Verlust des Friedens verantwortlich gemacht. Die Corona-Pandemie, die gegenwärtigen Prozesse des Strukturwandels und der Transformation, die Unsicherheit im Umgang mit dem Fremden, die erstarkende Gewaltbereitschaft zwischen einzelnen Menschen, Staaten und politischen Systemen – all das trägt dazu bei, dass Frieden immer weiter entfernt zu sein scheint.

Aber damit möchte ich mich nicht abfinden. Ich bin nicht bereit, einfach zuzusehen, wie Menschen immer mehr unter diesem eigenen Unfrieden leiden. Ich will darauf vertrauen, dass Gott Frieden will für uns Menschen. Er bewirkt diesen Frieden, indem er auf seine Macht verzichtet und sich klein macht, in dem Kind im Stall von Bethlehem, indem er unschuldig stirbt am Kreuz von Golgatha und am Ostermorgen zu neuem Leben durchdringt. So bereitet Gott dieser Welt seinen Frieden.

Ich sehne mich nach Menschen, die in Gott ruhen und die ihren Frieden in Gott gefunden haben. Ich will einer davon sein. Und ich sehne mich nach Menschen, denen es gelingt, aus diesem inneren Frieden heraus eine Atmosphäre von Respekt, Annahme und Miteinander zu schaffen. Ich sehne mich nach innerem Frieden, der nach außen dringt.

Frieden auf Erden? Wirst schon sehen. Gott will es so. Shalom! Der Friede Gottes sei mit dir!

Pastor Hanno Sommerkamp, Baptistenkirche Nordhorn

Der Text ist gleichlautend in den Grafschafter Nachrichten erschienen, Ausgabe vom 24.2.2024.