Die Ausstellung „ErinnerungsStoff“ war vier Tage in der Baptistenkirche Nordhorn zu Gast. Die damit verbundenen Veranstaltungen machen deutlich: Stoffe, Mode und Erinnerungen sind Themen, die die Generationen verbinden und miteinander ins Gespräch bringen.
Der Seniorenkreis lief am 9. Oktober etwas anders als gewohnt. Gemeinsam haben wir die Mitmachausstellung „ErinnerungsStoff“ mit einer Vernissage eröffnet. Viele Erinnerungen wurden wach und das auch Dank der musikalischen Begleitung von Martina Schumann. Irmgard Neese, Leiterin des Gemeindeseniorenwerkes in Elstal und Erfinderin der Ausstellung, führte uns durch das Erinnern, Sehen und Anfassen von Stoffen. Wenn ein Mensch zurückblickt und sich an seine Geschichte und persönliche Erfahrungen erinnert, dann ist dies ein Prozess, der nicht immer leicht ist. Erinnerungen und die damit auftauchenden Gefühle gehören zum Menschsein dazu. Wir sind mehr, als äußerlich sichtbar ist.
Am Freitagvormittag herrscht eine konzentrierte Atmosphäre und manchmal hört man nur das Rattern der Nähmaschinen. Über 20 Kinder aus dem benachbarten Evangelischen Gymnasium sind zur Nähwerkstatt gekommen. Es gibt fünf verschiedene Stationen an denen die Kinder Kissen, Schlüsselanhänger, Etuis und Handytaschen nähen können oder eine Collage gestalten dürfen. Die Stationen werden jeweils von zwei Frauen unserer Gemeinde betreut. Daneben gibt es noch Mitarbeiterinnen, die aushelfen, wenn es irgendwo klemmt. Es ist toll zu erleben, wie viel Spaß es den Kindern macht, selber Sachen herzustellen und sich auszuprobieren. Und die Erwachsenen sind mit viel Elan und Freude dabei zu erklären, zu helfen oder sich die entstandenen Dinge zeigen zu lassen und manche der gestandenen Näherinnen lernt selbst noch was dazu. Ein toller Vormittag der zeigt, das Alt und Jung gemeinsam etwas schaffen können!
Freitagabend ist Modenschau. Es ist ein Experiment. Die Gäste, die gekommen sind, wissen nicht genau, was sie erwartet und die Jugendlichen sind ebenso gespannt. Viele Kleidungsstücke aus unterschiedlichen Zeiten wurden gesammelt und es sind einige Schätze dabei: Hochzeitskleider, alte Trachten, Anzüge und Kleider, die einfach schön sind. Das Experiment gelingt: Es ist ein toller Abend, der alte Zeiten aufleben lässt und zeigt, wie zeitlos manche Mode ist. Über einige Erneuerungen (zum Beispiel in der Bademode) sind wir aber doch alle gemeinsam froh: jung & alt.
Beim Gang durch die Ausstellung wurden Gefühle wieder wach, Begegnungen und Erlebnisse mit Menschen kamen in Erinnerung. Oft waren es Eindrücke aus der Kindheit, die sich wieder meldeten. Durch das offene Gespräch im Erzählcafé am Samstagnachmittag konnten einige Lebensgeschichten genauer betrachtet werden. Was muss noch einmal angesehen werden, was sich in den Falten unserer Seele eingelagert hat? Wo gibt es Risse, die ich schon jahrelang mit mir herumschleife? Was trage ich jemandem oder mir selbst nach? Wie viele Schichten sind da eingepresst und niedergedrückt worden? Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte ist nicht leicht und bringt an den Kern des Lebens. Genau dort will Gott eingreifen, vergeben und wieder neu mit uns anfangen.